
Die Behandlung von Akathisie
- Akathisie ist das relevanteste unerwünschte Ereignis im Zusammenhang mit der Behandlung mit Cariprazin.1
- In den klinischen Studien waren Cariprazin-bedingte Akathisie und EPS meist leicht bis mittelschwer.1
- Akathisie trat im frühen Behandlungsverlauf auf und war dosisabhängig.2,3
- Die Abbruchraten aufgrund von Akathisie und EPS waren gering.1
- Anti-EPS-Medikamente (einschliesslich Propranolol) wurden zur Behandlung von Akathisie eingesetzt.2,3
- Cariprazin-bedingte Akathisie war bei den meisten Patienten mit der richtigen Versorgung beherrschbar.2,3
In diesem Abschnitt
Akathisie: ein Grund zur Besorgnis?
Akathisie ist eine häufig auftretende Nebenwirkung im Rahmen antipsychotischer Behandlung. Sie wird in der Regel als eine Bewegungs- oder extrapyramidale Störung betrachtet. Zu den charakteristischen Merkmalen der Erkrankung zählen motorische Anzeichen und sensorische Störungen (z. B. Unruhe, Bewegungsdrang).4 Die gemeldete Prävalenz von Akathisie bei Antipsychotika der zweiten Generation variiert stark, kann aber je nach Arzneimittel recht hoch ausfallen.5,6 2
Da Akathisie anscheinend dosisabhängig ist, gehören zu den Risikofaktoren für arzneimittelbedingte Akathisie höhere Dosen oder eine schnelle Dosissteigerung. Die initiale Behandlungsempfehlung beinhaltet eine Dosisreduzierung, die dazu beitragen kann, die Beschwerden der Patienten zu verringern und die Therapietreue zu verbessern. Mehrere Arzneimittel, darunter Betablocker (z. B. Propranolol und Metoprolol) und Anticholinergika (z. B. Biperiden, Trihexyphenidyl und Benzatropin), sind zur Verbesserung der Symptome geeignet.4
Extrapyramidale Symptome: ein häufiges unerwünschtes Ereignis
Extrapyramidale Symptome, darunter insbesondere Akathisie, gehörten zu den häufig gemeldeten, unter der Behandlung auftretenden unerwünschten Ereignissen im Rahmen der Cariprazin-Therapie.2,3 Die hier berichteten Akathisie-Ereignisse basieren auf gepoolten Daten aus vier 6‑wöchigen Kurzzeitstudien (RGH-MD-03 [NCT00404573], RGH-MD-16 [NCT00694707], RGH-MD-04 [NCT01104766], RGH-MD-05 [NCT01104779])3 und zwei 48‑wöchigen, offenen Langzeit-Sicherheitsstudien (RGH-MD-17 [NCT00839852], RGH-MD-11 [NCT01104792])2.
Im gepoolten Datensatz von 2048 mit Cariprazin behandelten Patienten (einschliesslich der oben genannten 26‑wöchigen Langzeitstudie bei schizophrenen Patienten mit Negativsymptomatik (RGH-188-005 [EudraCT 2012-005485-36]) sowie der Langzeitstudie (bis zu 92 Wochen) zur Wirkungserhaltung (RGH-MD-06 [NCT01412060]) im zugelassenen Dosisbereich von 1.5‑6 mg/Tag und 683 mit Placebo behandelten Patienten lag die Rate der Akathisie bei 14.6 % unter Cariprazin und bei 3.4 % unter Placebo.7 Die meisten Fälle waren von leichter bis mittelschwerer Intensität und führten selten zum Abbruch der Studie.1 Die niedrigen Abbruchraten bedeuten vermutlich, dass die Akathisie in der Klinik gut behandelbar ist.2,3
| Parameter | Placebo: N=683, n (%) | Cariprazin: N=2048, n (%) |
| Patienten mit Akathisie (n) | 23 (3.4) | 299 (14.6) |
Wie wurde die Akathisie in den Cariprazin-Studien behandelt?
Das erste Auftreten von Akathisie wurde im Allgemeinen innerhalb der ersten 6 Behandlungswochen berichtet und zeigte eine Dosisabhängigkeit.7 Die Wahrscheinlichkeit einer Akathisie war demnach bei niedrigen Cariprazindosen geringer (1.5 mg: 7.8 %, 3 mg: 15.7 %, 4.5 mg: 9.1 %, 6 mg: 18.0 %).7
Zur Behandlung der Symptome von Akathisie/Unruhe nahm die Mehrheit der Patienten Arzneimittel gegen EPS ein.2,3 Am häufigsten wurde Propranolol zusammen mit Diphenhydramin, Benzatropin oder Äquivalenten eingesetzt.2,3
In den Kurzzeitstudien betrug die mittlere Dauer der Akathisie 24 Tage bei mit Cariprazin behandelten Patienten und 29 Tage bei mit Placebo behandelten Patienten.3
Besteht bei mit Cariprazin behandelten Patienten mit Akathisie die Gefahr eines Suizids?
Das Versäumnis, Akathisie richtig zu erkennen, und der zunehmende Schweregrad der Akathisie wurden mit dem Auftreten und/oder der Verschlimmerung von Suizidgedanken, Aggression und Gewalt in Verbindung gebracht.8
Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass in dem Schizophrenie-Programm von Cariprazin kein Zusammenhang zwischen Akathisie und Suizidneigung beobachtet wurde.
Keiner der Patienten, die während des klinischen Entwicklungsprogramms von Cariprazin durch einen vollendeten Suizid starben (0.3 %), hatte hohe Akathisiewerte.
Die sichere Anwendung des Arzneimittels im Kontext der frühzeitigen Erkennung und Linderung einer durch die Behandlung hervorgerufenen Akathisie/Unruhe und der Vorbeugung von Suizid sollte durch ein individualisiertes Dosierungsschema mit enger Überwachung während der Einleitung der Behandlung und der niedrigsten wirksamen Erhaltungsdosis gewährleistet werden.7
Referenzen:
- Fachinformation Reagila®. Stand der Information September 2023, www.swissmedicinfo.ch.
- Nasrallah, H. A. et al. The safety and tolerability of cariprazine in long-term treatment of schizophrenia: A post hoc pooled analysis. BMC Psychiatry (2017) doi:10.1186/s12888-017-1459-z.
- Earley, W. et al. Safety and tolerability of cariprazine in patients with acute exacerbation of schizophrenia: A pooled analysis of four phase II/III randomized, double-blind, placebo-controlled studies. Int. Clin. Psychopharmacol. 32, 319–28 (2017).
- Lohr, J. B., Eidt, C. A., Alfaraj, A. A. & Soliman, M. A. The clinical challenges of akathisia. CNS Spectr. 20, 1–16 (2015).
- Kumar, R. & Sachdev, P. S. Akathisia and second-generation antipsychotic drugs. Curr. Opin. Psychiatry 22, 293–299 (2009).
- Kane, J. M. et al. Akathisia: An updated review focusing on second-generation antipsychotics. J. Clin. Psychiatry 70, 627–643 (2009).
- EMA. Reagila Assessment Report. https://www.ema.europa.eu/en/documents/assessment-report/reagila-epar-public-assessment-report_en.pdf.
- Salem, H., Nagpal, C., Pigott, T. & Teixeira, A. L. Revisiting Antipsychotic-induced Akathisia: Current Issues and Prospective Challenges. Curr. Neuropharmacol. 15, 789–798 (2017).
Current opinion in Psychiatry